Rat und Stadtbezirksräte

Vorlage - 20-14454-04  

Betreff: Weiteres Verfahren zur Umgestaltung des Hagenmarktes nach dem Bürgerforum II
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
  Bezüglich:
20-14454
Federführend:0610 Stadtbild und Denkmalpflege   
Beratungsfolge:
Stadtbezirksrat im Stadtbezirk 131 Innenstadt Anhörung
27.04.2021 
Sitzung des Stadtbezirksrates im Stadtbezirk 131 geändert beschlossen   
Planungs- und Umweltausschuss Entscheidung
28.04.2021 
Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses zur Kenntnis genommen   
Verwaltungsausschuss Vorberatung
04.05.2021    Sitzung des Verwaltungsausschusses- Hybrid-Sitzung-      
Rat der Stadt Braunschweig Entscheidung
11.05.2021 
Sitzung des Rates der Stadt Braunschweig zur Kenntnis genommen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag
Anlage/n
Anlagen:
BS Hagenmarkt_Entwurf_A1_210329
BS Hagenmarkt_Entwurf_A2_210329
BS Hagenmarkt_Entwurf_B1_210329
BS Hagenmarkt_Entwurf_B2_210329

Sachverhalt:

 

1. Aktueller Sachstand
Zu der vom Stadtbezirksrat Innenstadt am 27.10.2020 beschlossenen Ursprungsvorlage Drs.-Nr. 20-12454 wurden fünf Änderungsanträge der Fraktionen SPD, CDU, GRÜNEN, DIE LINKE und BIBS mit vielfältigen zum Teil gleichlautenden Änderungswünschen gestellt.

 

Gemeinsam war den Änderungsanträgen insbesondere der Wunsch nach mehr Grünanteilen (mehr Bäume, mehr flächiges und ökologisch wertvolles Grün) im Bereich des ersten Bauabschnittes um den Heinrichsbrunnen. Es erging in der Folge eine ergänzende Beauftragung an das Büro Ackerspartner Städtebau zur Überarbeitung dieses Teilbereichs des ersten Bauabschnitts.

 

In dem vorherigen öffentlichen Beteiligungsverfahren zur Umgestaltung des Hagenmarktes wurden in der Werkstatt III den teilnehmenden Bürger*innen zwei Lösungen A und B präsentiert (s. Anlage 1 der Ursprungsvorlage Seiten 25 – 28). Diese wurden damals von den Teilnehmer*innen nahezu gleichwertig – mit Schulnote 3 – bewertet. Diese Lösungen A und B aus der damaligen Werkstatt wurden nun für das Büro Ackerspartner Städtebau zur Grundlage der Überarbeitung. Die Überarbeitung erfolgte unter der Zielsetzung mehr Grün vorzusehen ohne dass die Grundkonzeption der unterschiedlichen Lösungen A und B verloren geht. Die Ergebnisse werden in der Folge vorgestellt.

2. Neue Planvarianten für den ersten Bauabschnitt

 

  • Variante A1 (s. Anlage 1)

In der Variante A 1 ist die den Heinrichsbrunnen nach Norden umgebende Grünfläche im Vergleich zur Ursprungslösung A deutlich vergrößert worden. Dadurch wird der Anteil der wassergebundenen Fläche im Süden verringert. Die Anzahl der Bäume wurde von 19 auf 23 erhöht. Als zusätzliche Erhöhung des Grünanteils wurden auch in der Fläche der wassergebundenen Decke einzelne Bäume mit einer großen, intensiv begrünten Baumscheibe versehen. Die Grünflächen sollen durch ökologisch wertvolle, teils blühende Gräser und Bodendecker stadtklimatisch wirksam bepflanzt werden.

 

Bewertung A1

In der Planvariante A1 wird der erste Bauabschnitt in drei Bereiche geteilt, die durch unterschiedliche Materialien gekennzeichnet sind. Eine hauptsächlich mit Pflaster belegte versiegelte Fläche in den Randbereichen, der eng mit Bäumen bestandene Grünbereich im Norden zur Straße und ein ähnlich großer Bereich mit einer wassergebundenen Decke im Süden. Die mit den Bereichen gedanklich verbundenen Funktionen (Grün = Erholung, wassergebundene Decke = Aktion und Veranstaltung, Pflaster = Mobilität) werden in dieser Variante deutlich getrennt und stehen nebeneinander für sich.

 

Der Heinrichsbrunnen wird überwiegend von Grün umgeben und dadurch Richtung Norden vom Verkehr separiert. Das Brunnenumfeld wird deshalb zu einem geschützten Raum, die Sichtbeziehung von Norden auf den Brunnen eingeschränkt.

 

Die Sichtbeziehung aus der Casparistraße auf die Katharinenkirche wird durch die sehr zahlreichen Baumstellungen eingeschränkt, wie dies in der ursprünglichen Konzeption aus den 80er Jahren der Fall war.

 

Die Variante A 1 ist eine Weiterentwicklung der Lösung A aus der Bürger*innenbeteiligung; in ihr sind die wesentlichen Planungsziele, die in der Beteiligung entwickelt wurden, erkennbar. Der Grünanteil wurde von 9% auf 18% verdoppelt, die Anzahl der Bäume erhöht. Das Planungsziel, den Brunnen als Gestaltungselement zu akzentuieren, ist stärker eingeschränkt als in der Ursprungslösung A.

 

Die Variante A1 kann aus fachlicher Sicht der Bauverwaltung zur Umsetzung empfohlen werden.

 

  • Variante A2 (s. Anlage 2)

In der Variante A2 ist der Heinrichsbrunnen vollständig von Grün und dicht stehenden Bäumen umgeben. Auf die Anlage eines schmalen Streifens einer wassergebundenen Decke unterhalb dieser Grünfläche wird hier zu Gunsten einer durchgehenden Pflasterfläche verzichtet.

 

Bewertung A2

Das unmittelbare Brunnenumfeld wird bei dieser Lösung zu einer Lichtung in einem dichten Grünraum. Dies beeinträchtigt die Wirkung und die Ausstrahlung des Heinrichsbrunnens erheblich, was einem wesentlichen Leitziel der Planung aus dem Beteiligungsprozess widerspricht. Zudem entsteht ein Ort, der sich mitten in der Stadt einer sozialen Kontrolle weitgehend entzieht.

 

Diese Lösung wird daher aus fachlichen Gründen nicht zur Umsetzung empfohlen.

 

  • Variante B1 (s. Anlage 3)

In der Variante B1 werden vorhandene, begrünte Einzelbaumscheiben zu großen runden Pflanzinseln zusammengefasst. Dadurch wird der Grünanteil deutlich verstärkt. In den Pflanzinseln werden auch zusätzliche Bäume vorgesehen. Das Grundkonzept der Lösung B bleibt dabei gleich, eine große, geometrisch gefasste Fläche (wassergebundene Decke) umgibt den Heinrichsbrunnen, darin sind die Einzelbäume und neue kreisförmige Pflanzinseln locker verteilt. Die Grünflächen sollen durch ökologisch wertvolle, teils blühende Gräser und Bodendecker stadtklimatisch wirksam bepflanzt werden. 

 

Bewertung B1

Obwohl die kreisrunden Pflanzflächen deutlich größer geworden sind im Vergleich zur ursprünglichen Planvariante, ist der offene transparente Charakter dieser Lösung auch in der Weiterentwicklung nach wie vor spürbar. Die verbliebenen Flächen der wassergebundenen Decke sind immer noch ausreichend groß, um dort verschiedene Nutzungen und Querungen zu ermöglichen. Der Platzraum wird nicht separiert in unterschiedliche Gestaltungs- und Nutzungsbereiche, sondern bleibt ein großer zusammenhängender Teilabschnitt des Platzraums Hagenmarkt.

 

Der Heinrichsbrunnen kann sich in seiner kreisförmigen Konzeption ganz selbstverständlich in das Gesamtkonzept integrieren. Wichtige Sichtbeziehungen z. B. aus der Casparistraße kommend Richtung Brunnen und eingeschränkt auch Richtung Katharinenkirche sind in dieser Variante gegeben.

 

Die Variante B1 ist eine Weiterentwicklung der Lösung B aus dem Beteiligungsprozess. Die Grünanteile sind deutlich gesteigert worden.

So ist die Anzahl der Bäume von 23 auf 28 gestiegen und durch die großen Pflanzinseln konnte ein Grünanteil von 19% erreicht werden.

 

Die Variante B1 kann aus fachlicher Sicht der Bauverwaltung zur Umsetzung empfohlen werden.

 

  • Variante B2 (s. Anlage 4)

In der Variante B2 werden die bisher kreisförmigen Pflanzinseln zu sehr großen Inseln weiter zusammengefasst und erhalten eine freie gekurvte Kontur.

 

Bewertung B2

Dieses neue Element der freien fließenden Form verbindet sich nicht harmonisch mit dem Heinrichsbrunnen und steht auch in einem Kontrast zur umgebenden geometrischen „Hüllform“ der wassergebundenen Decke. Bei B2 fehlt daher ein in sich stimmiger Entwurfsansatz. Die Sichtbeziehungen zum Brunnen und zur Katharinenkirche werden zudem stärker eingeschränkt als bei B1.

 

Insgesamt wird B2 aus fachlichen Gründen nicht zur Umsetzung empfohlen.

 

3. Kennzahlen der unterschiedlichen Varianten als Tabelle

In der nachfolgenden Tabelle werden die verschiedene Kennzahlen der einzelnen Varianten zum Vergleich dargestellt. Anhand der gerundeten Prozentzahlen kann der jeweilige Flächenanteil (Grün, wassergebundene Decke und Pflaster) an der Gesamtfläche abgelesen werden. Die Vorzugslösung der Verwaltung aus der Ursprungsvorlage hat hier die Bezeichnung B0. Die Ausgangsvarianten A und B aus dem Beteiligungsprozess (Werkstatt III) sind zum Vergleich ebenfalls aufgeführt.

 

Aller Voraussicht nach werden in der jetzt als Pflaster bezeichneten Fläche in der weiteren Ausarbeitung auch noch andere Materialien z. B. Asphalt im Bereich der Radwege zum Einsatz kommen. Dies ist im jetzigen Planungsstand noch nicht dargestellt, weil eine entsprechende Ausdifferenzierung erst in der weiteren Ausplanung erfolgen wird.

 

Als weitere Kennzahl ist die Anzahl der Bäume in den jeweiligen Varianten aufgeführt.

 

Alle Angaben beziehen sich nur auf den ersten Bauabschnitt. Dieser umfasst die Fläche: Gebäudekante Casparistraße, Gebäudekante Hagenmarkt (Firma Goethe bis Sausalito), Bordsteinkante Bohlweg, Bordsteinkante Hagenmarkt/Lange Straße.

 

 

4. Kurze Kommentierungen zu mehrfach genannten Themen in den Änderungsanträgen

 

  • Zu der häufig geäußerten Forderung nach Erhalt der letzten noch verbliebenen Robinien wird auf die Mitteilung DS 20-14962 an den Grünflächenausschuss verwiesen, in der verdeutlicht wird, dass auch die letzten verbliebenen Robinien über einen Zeitraum von fünf Jahren hinaus nicht haltbar sind. Deshalb werden für alle Varianten - bis auf drei Bestandsbäume im Einmündungsbereich Casparistraße -  jeweils neu zu pflanzende Bäume vorgeschlagen. Die Verwaltung beabsichtigt ähnlich wie bei der Jasperallee größere und großkronige Bäume neu zu pflanzen. Ein genaues Pflanzkonzept ist im weiteren Planungsprozess abzustimmen.

 

  • Die Verwaltung ist der Forderung nach mehr Biodiversität in den Grünbereichen nachgekommen und schlägt statt bloßen Rasenflächen nun gemischte Grünflächen (blühende Gräser und Kräuter, Bodendecker, etc.) vor. Auch hier ist das genauere Pflanzkonzept noch abzustimmen.

 

  • In allen Varianten sind zahlreiche Bänke vorgeschlagen (s. Legende der einzelnen Planvarianten). Es ist vorgesehen alle linearen Bänke mit Rückenlehnen und Armlehnen auszustatten. Rundbänke sollen partiell damit ausgestattet werden. Dies wird in der weiteren Ausplanung konkretisiert.

 

  • Die Beleuchtung ist derzeit noch nicht weiter konkretisiert. In der weiteren Ausarbeitung wird dafür Sorge getragen, dass die zukünftige Beleuchtung insektenfreundlich sein wird.

 

  • Die Forderung nach einer deutlichen Erkennbarkeit der Fuß- und Radwege wird in der weiteren Ausarbeitung berücksichtigt. Der derzeitige Planungsstand lässt diese Differenzierung noch nicht erkennen.

 

  • Im Zuge der Bauarbeiten auf dem Hagenmarkt sind umfangreiche Sanierungsarbeiten am Schacht des Heinrichsbrunnens beabsichtigt. Einhergehend wird auch eine Reinigung und Entmoosung des Brunnens erfolgen.

 

  • Der Forderung nach mehr Grün- und weniger wassergebundene Flächen ist in allen Varianten grundsätzlich Rechnung getragen worden. Die mehrfache Darstellung, dass wassergebundene Flächen keine Aufenthaltsqualität haben, wird unter Verweis auf den Magnikirchplatz, der zweifellos eine hohe Aufenthaltsqualität besitzt, von Seiten der Verwaltung fachlich nicht bestätigt.

 

 

 

 

5. Fazit

 

Aus Sicht der Verwaltung spiegeln die Entwurfsvarianten A1 und B1 sowohl die Ergebnisse und Leitziele des Beteiligungsprozesses als auch den eindringlichen Wunsch aus der Politik nach mehr Grün wider.

 

Die beiden Varianten A2 und B2 weisen deutliche fachliche Defizite auf und sind darüber hinaus auch nicht mehr als Lösungen zu werten, die sich aus dem Beteiligungsprozess mit den bekannten Leitzielen nachvollziehbar ableiten lassen.

 

Beschlussvorschlag 2 bleibt unverändert, da er unabhängig von der gewählten Variante zur Gestaltung sinnvoll ist.
 

 


Beschluss:

Es werden folgende alternative Beschlussvorschläge zur Gestaltung unterbreitet:


Beschlussvorschlag 1a neu:

Die dargestellte Lösung A 1 (s. Anlage 1) wird zur planerischen Grundlage für die weitere Entwurfs- und Ausführungsplanung.

 

Beschlussvorschlag 1b neu:

Die dargestellte Lösung B 1 (s. Anlage 3) wird zur planerischen Grundlage für die weitere Entwurfs- und Ausführungsplanung.

 

Der Beschlussvorschlag 2 der Ursprungsvorlage bleibt unverändert:

Das unmittelbare Brunnenumfeld (s. Anlage 3 der Ursprungsvorlage 20-14454) soll auch zukünftig als unversiegelte Platz- und Aufenthaltsfläche genutzt werden und daher von der im IN 28 festgesetzten Nutzung Verkehrsfläche entwidmet werden.
 

 


Anlagen:


Anlage 1:     Variante A1

Anlage 2:     Variante A2

Anlage 3:     Variante B1

Anlage 4:     Variante B2
 

 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 BS Hagenmarkt_Entwurf_A1_210329 (1433 KB)    
Anlage 2 2 BS Hagenmarkt_Entwurf_A2_210329 (911 KB)    
Anlage 3 3 BS Hagenmarkt_Entwurf_B1_210329 (1497 KB)    
Anlage 4 4 BS Hagenmarkt_Entwurf_B2_210329 (1722 KB)    
Stammbaum:
20-14454   Weiteres Verfahren zur Umgestaltung des Hagenmarktes nach dem Bürgerforum II   0610 Stadtbild und Denkmalpflege   Beschlussvorlage
20-14454-01   Weiteres Verfahren zur Umgestaltung des Hagenmarktes nach dem Bürgerforum II Änderungsantrag zur Vorlage 20-14454   0100 Steuerungsdienst   Antrag (öffentlich)
20-14609   Weiteres Verfahren zur Umgestaltung des Hagenmarktes nach dem Bürgerforum II - Änderungsantrag zur Vorlage 20-14454   0100 Steuerungsdienst   Antrag (öffentlich)
20-14619   Weiteres Verfahren zur Umgestaltung des Hagenmarktes nach dem Bürgerforum II - Änderungsantrag zu DS 20-14454   0100 Steuerungsdienst   Antrag (öffentlich)
20-14631   Änderungsantrag zu Vorlage 20-14454: Weiteres Verfahren zur Umgestaltung des Hagenmarktes   0100 Steuerungsdienst   Antrag (öffentlich)
20-14454-02   Änderungsantrag zum TOP "Weiteres Verfahren zur Umgestaltung des Hagenmarktes nach dem Bürgerforum II"   0100 Steuerungsdienst   Antrag (öffentlich)
20-14454-04   Weiteres Verfahren zur Umgestaltung des Hagenmarktes nach dem Bürgerforum II   0610 Stadtbild und Denkmalpflege   Beschlussvorlage
20-14454-05   Weiteres Verfahren zur Umgestaltung des Hagenmarktes nach dem Bürgerforum II   0103 Referat Bezirksgeschäftsstellen   Antrag (öffentlich)
20-14454-06   Weiteres Verfahren zur Umgestaltung des Hagenmarktes nach dem Bürgerforum II   0610 Stadtbild und Denkmalpflege   Beschlussvorlage
20-14454-07   Weiteres Verfahren zur Umgestaltung des Hagenmarktes nach dem Bürgerforum II   0100 Steuerungsdienst   Antrag (öffentlich)
20-14454-08   Kommentierung des interfraktionellen Änderungsantrags 20-14454-07 zur Umgestaltung des Hagenmarktes und Vorschlag zum weiteren Verfahren   0610 Stadtbild und Denkmalpflege   Stellungnahme
20-14454-09   Weiteres Verfahren zur Umgestaltung des Hagenmarktes - Neustart   0100 Steuerungsdienst   Antrag (öffentlich)

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