Sachverhalt:
Der schwere Sturm Xavier traf Anfang Oktober 2017 auf die vollbelaubten Bäume im Braunschweiger Stadtgebiet. Danach folgten die Stürme Herwart, ebenfalls im Oktober 2017 und Friederike in einer niederschlagsintensiven Phase im Januar 2018.
Den Stürmen fielen im Stadtgebiet nachgewiesene 1.287 Bäume zum Opfer. Die Dunkelziffer der durch den Sturm umgestürzten oder stark geschädigten Bäume ist mit hoher Wahrscheinlichkeit wesentlich größer, da aufgrund der Größe des Stadtgebietes und der Vielzahl von Baumstandorten mit einem wirtschaftlich vertretbaren Aufwand nicht alle betroffenen Bäume erfasst werden konnten. Die erfassten Bäume verteilen sich zahlenmäßig auf folgende Standorte:
Standortanalyse
Der Wegfall von 1.287 Bäumen der verschiedenen Altersstufen und Größen hat zu einem erheblichen Substanzverlust im gesamten Stadtgebiet geführt. Dabei gingen Lebensräume und Nahrungsquellen für viele Insekten, Vögel, Fledermäuse verloren. Für den Menschen verschwanden Schattenspender, Sauerstofflieferanten, Feinstaubfilter und viele andere gesundheitsfördernde Funktionen.
Jeder Standort der geschädigten und entnommenen Bäume wurde durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachbereiches Stadtgrün und Sport überprüft und bewertet.
Außerdem sind zu kleine Baumscheiben sowie Standorte unter Freileitungen (259 Baumstandorte) für Nachpflanzungen und einen dauerhaften Erhalt von Bäumen nicht geeignet.
In diesen Bereichen wurden Ersatzstandorte für die Pflanzung der Bäume (581 Standorte) gesucht und gefunden. An den neuen Standorten wird das Mikroklima und die Luftqualität verbessert. Die Lebensqualität für Menschen und die ökologische Funktion von Bäumen für Tiere und Pflanzen in diesen Zonen werden durch Nachpflanzungen erhöht.
23 Bäume wurden bereits im Rahmen der Unterhaltungsmaßnahmen des Fachbereiches Stadtgrün und Sport ersetzt. Die 37 ausgefallenen Bäume am Hagenmarkt werden wegen der laufenden Planung in anderen Fachbereichen nicht weiter in der Sturmschadenbeseitigung berücksichtigt.
Im Naturschutzgebiet Riddagshausen (Verlust von 464 Bäumen) ist eine Nachpflanzung überwiegend nicht sinnvoll, weil diese Gebiete der Naturverjüngung und Sukzession unterliegen. Das entstandene Totholz bildet Lebensraum und Nahrungsgrundlage für eine Vielzahl von zum Teil seltener Tier- Pflanzen- und Pilzarten. Die Flächen entwickeln sich entsprechend der potentiellen natürlichen Vegetation. Pflanzarbeiten würden einen unnötigen Eingriff in den sensiblen Naturhaushalt des Schutzgebietes darstellen und in den vernäßten Bereichen schwer durchführbar sein. Um den Ausfall der altersgemischten Bäume zumindest teilweise auszugleichen, ist es vorgesehen 125 Bäume im Umkreis des Naturschutzgebietes (Baugebiete z.B. in Volkmarode, Schapen, Rautheim) zu pflanzen.
Konzept zum Ausgleich des Substanzverlustes
Unter Bezugnahme auf die vorstehenden Erläuterungen ist es möglich, 881 der 1287 im Sturm geschädigten Bäume wie folgt zu ersetzen:
Bei der Arten- und Sortenauswahl für die Bäume werden die geänderten klimatischen Anforderungen berücksichtigt sowie Bezüge zu vorhandenen Baumbeständen hergestellt. Es wird auf Baumarten zurückgegriffen, die als sogenannte Klimabäume und daher auch als sturmresistenter gelten. Bei historischen Parkanlagen werden die vorhandenen Pflege- und Entwicklungskonzepte berücksichtigt.
Nachpflanzungen Im Jahr 2018
Im Jahr 2017 standen im Teilhaushalt des Fachbereichs Stadtgrün und Sport durch Ratsbeschluss vom 19.12.2017 im Rahmen einer überplanmäßigen Aufwendung auf dem Projekt 5S. 670036 Mittel in Höhe von 800.200 € für Ersatzpflanzungen (425 Bäume) zur Beseitigung der Sturmschäden zur Verfügung, die ins Jahr 2018 übertragen worden sind. Die geplanten Pflanzungen wurden im September 2018 in insgesamt sieben Stadtbezirken (112, 120, 211, 212, 213, 221, 310) und im Grünflächenausschuss vorgestellt und jeweils einstimmig beschlossen.
Damit können im Jahr 2018 insgesamt 425 Bäume von insgesamt 881 gepflanzt werden. Die Pflanzungen in den genannten sieben Stadtbezirken werden vorwiegend im Straßenraum durchgeführt, um bestehenden planerischen Zielstellungen zu entsprechen. Die Bäume schließen hier durch die Stürme entstandene Lücken und dienen im Straßenraum als leitende-, raumbildende- und als Orientierungselemente.
Weiterhin werden Ersatzpflanzungen in Grün- und Parkanlagen dieser Stadtbezirke durchgeführt. Insbesondere sind hier der Prinz-Albrecht-Park mit 90 und der Westpark mit 129 Baumpflanzungen hervorzuheben.
Alle Baumpflanzungen werden mit einer einjährigen Fertigstellungspflege sowie einer notwendigen dreijährigen Entwicklungspflege zum Erreichen des funktionsfähigen Zustands des Baumes durchgeführt. Da sich der Baum in diesem Zeitraum noch nicht selbstständig mit ausreichend Wasser versorgen kann, sind in dieser Phase regelmäßige Wässerungsgänge essentiell, um das Anwachsen und Überleben des Baumes gewährleisten zu können. Weitere Bestandteile der Entwicklungspflege sind das Düngen, das Kontrollieren und Richten der Baumverankerungen sowie das Entfernen von Wildkraut in der Baumscheibe und erste notwendige Schnittmaßnahmen zum Erreichen des geforderten Lichtraumprofils und der gewünschten Kronenausbildung. Die erforderlichen Haushaltsmittel für die Durchführung der der erwähnten Fertigstellungspflege und der dreijährigen Entwicklungspflege sind bereits in der mittelfristigen Finanzplanung für den FB 67 enthalten.
Weitere Nachpflanzungen in den Jahren 2019 bis 2021
In den Jahren 2019 bis 2021 sollen insgesamt weitere 456 Bäume im Straßengrün sowie den Grün- und Parkanlagen in weiteren 12 Stadtbezirken gepflanzt werden, in denen bisher keine Nachpflanzungen zur Kompensation der Sturmereignisse wegen fehlender Haushaltsmittel durchgeführt wurden.
Darüber hinaus können in allen 19 Stadtbezirken Nachpflanzungen auf Spiel- und Jugendplätzen, in Kindergärten, Schulen, Eingrünungen etc. erfolgen.
Finanzierungsbedarf für weitere Nachpflanzungen zum Ausgleich der Folgewirkungen der Starksturmereignisse
Bereits in der Vorlage (DS 17-05829-03) zu den genannten überplanmäßigen Aufwendungen im Dezember 2017 wurde auf den Sachverhalt hingewiesen, dass für weitere Neupflanzungen ab dem Frühjahr 2019 und die notwendigen Pflegemaßnahmen zusätzliche Haushaltsmittel erforderlich wären. Hierüber sollte im Rahmen der Haushaltsberatungen für das Jahr 2019 entschieden werden.
Für die Pflanzung inklusive Fertigstellungspflege weiterer 456 Bäume in den Haushaltsjahren 2019 bis 2021 sowie der im Anschluss an die Fertigstellungspflege notwendigen dreijährigen Entwicklungspflege in den Jahren 2020 bis 2024 gibt es folgenden Finanzbedarf:
Insgesamt ergibt sich aus der Umsetzung des skizzierten Konzeptes eine Mehrbelastung des Haushaltes in den Jahren 2019-2024 in einer Gesamthöhe von 1.026.000 €.
Die Verwaltung schlägt im Entwurf des Haushaltsplanes 2019 bzw. im Investitionsprogramm 2018 – 2022 im Rahmen der Ansatzänderungen vor, zum partiellen Ausgleich (68 %) des Substanzverlustes an Einzelbäumen als Folgewirkung des Sturmes „Xavier“ im Teilhaushalt des Fachbereiches Stadtgrün und Sport zusätzliche Haushaltsmittel in einer Gesamthöhe von 969.000 €, verteilt auf die Haushaltsjahre 2019 bis 2022 (gemäß dem in der vorstehenden Tabelle aufgelisteten Finanzierungsbedarf), zu veranschlagen.
Für die Jahre 2023 und 2024 sollen zu gegebener Zeit die erforderlichen Mittel in Höhe von insgesamt 57.000 € für die Durchführung der dann noch ausstehenden Entwicklungspflege zusätzlich veranschlagt werden.
Anlage/n: keine
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||